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Glück? Oder doch alles richtig gemacht?
Die erste Tour der Eastside Carp Warriors fürs Jahr 2012 steht auf dem Plan. Vielmehr wird es die erste Tour nach langer Zeit für Rainer und mich,
um sehr mehr freue ich mich darüber.Da die Wassertemperaturen in unseren Gewässern noch recht niedrig sind, entschieden wir uns wieder für den See
in der Tschechischen Republik, an welchem wir in den vergangen Jahren immer gut fingen. Hier sollte die Chance auf einen Fisch auf jeden Fall höher sein,
als in unseren viel dünner besetzten Seen. Blanken wollten wir nach langer Winterpause ja auf keinen Fall… Also auf geht´s.
Eigentlich hatte ich mir vor der Tour gar keine großen Gedanken darüber gemacht, welche Taktik ich anwenden würde um tatsächlich Fische zu fangen. Ich
kenne die Stelle, an der wir auch diesmal Fischten, in und auswendig, warum also sollte ich etwas Neues ausprobieren? So landen meine Köder auch jetzt
an der Stelle im See, an der sie auch schon in wärmeren Monaten lagen und fingen. Dass es hier zwischen 10 und 12 Meter tief ist, ist mir erst einmal Scheiß egal.
Na klar herrschen hier noch Winterähnliche Zustände, ich verschwende daran aber natürlich keinen Gedanken, wieso auch? Also Abwarten und Tee trinken.
(nee Lieber Kaffee und zwar jede Menge)

Der erste Abend bricht an und es wird auch Spürbar kälter. Wir verkriechen uns ins Bivvy und nach gemütlichem Smalltalk, Schlafen wir wie kleine Kinder ein.
Natürlich kommt jetzt was ihr alle vermutet, wir werden aus den Träumen gerissen, Rainers Receiver schreit aus voller Kehle und schon hechtet er wie verrückt
zu seinen Ruten. Auch ich schaffe es so langsam aus meinem warmen Schlafsack und frage ob er sitzt?
Es kommt ein leises „Jep“ und so mache ich mich mit dem Kescher auf den weg um Rainer seinen ersten Tschechenschuppmann zu Keschern. Angekommen am Steg
bemerke ich allerdings, dass dies nicht von Nöten ist. Rainer steht mit einem leichten aber komischen Grinsen vor mir, im Flachwasser ein kleiner
Karpfenähnlicher Fisch, in diesem Moment fuhr das gleiche Grinsen in mein Gesicht. Ich hatte jetzt schon ziemlich oft an diesem See gefischt, aber noch niemand,
aber auch „wirklich“ niemand hatte es fertig gebracht eine Brasse hier zu fangen. Rainer schon. Was solls, Fisch is Fisch. Hol die Kamera jetzt is Shooting…

Es sei erwähnt, dass auch Rainerle seine Montagen in 12 Metern Tiefe lagen. Somit war ja wohl auch klar, dass „alle Fische“ in dieser Tiefe fressen.
Also „Futter bei die Fische, nich zu viel, schließlich is ja kalt!“ Auch uns ist Kalt und so verbringen wir die meiste Zeit im Zelt, schließlich gibt’s
hier ne Heizung. Wir sind ja Carphunter und son Umzug machen wir jedes Mal mit Links. Tsss. Die Montagen liegen wieder auf ihren Spots mit frischem Futter.
Rainer fütterte mit gekrushten Boilies und kleinen Pellets. Ich entschied mich für eine Mischung aus kleinen Tigers, Maples, Mais und Weizen.
Es ist mittlerweile kurz nach Mittag, als ich endlich einen Run bekomme. Ein kurzer Spurt zu meinen Ruten und Anhieb, ich spüre Gegenwehr am anderen Ende,
doch im gleichen Moment sehe ich auch schon das Unheil, in meinem Braid hängt ein stattlicher Flusskrebs.

„Na Geil“ denk ich mir noch. Habt ihr mal versucht mit einer 3,60 Meter Rute in der rechten, einen Flusskrebs von der Hauptschnur zu fummeln? Macht keinen Spaß,
zumal ja noch der Fisch am Endgame hing. Dieser hatte sich mittlerweile an einem Hindernis festgesetzt. „War ja klar“. Danke du Scheiß Krebs. Ich Pumpe mich
langsam mit dem Boot zu der Stelle um einen besseren Winkel zum Hindernis zu bekommen. Ich bekomme meine Montage dann auch frei, natürlich, wie sollte es auch
anders sein, ohne Fisch. „Kacke“, erster Run und dann gleich versaut… Immerhin scheinen die Fische zu fressen und das stimmt mich zuversichtlich!
Doch als auch dieser Tag ohne weitere nennenswerte Aktionen vorüber geht und auch die Nacht bei keinem am See Fische bringt, fange ich langsam wieder
an mir Gedanken zu machen etwas zu ändern. Aber was? Sollen wir Moven? An den Strand? Hier ist der Boden Sandig und fällt flach ab, hier wäre es leicht in 2 – 3
Metern Tiefe zu Angeln. Ich schnappe mir das Boot um mir einige Stellen mit dem Echo genauer anzuschauen. Ich finde vor meinen Ruten eine Stelle mit einer Tiefe
von 4 Metern zwischen zwei Krautfeldern. Perfekt, Marker drauf, Passt!

Zwei Spots haben Wassertiefen von 6 Metern, an einer Kante, an der der Grund steil von 6 auf 11m abfällt. Überall ein wenig Futter drauf und schon springen mir die Burschen in den Kescher. So zumindest mal meine Theorie! Rainer setzt alles auf eine Karte
und entschied seine Montagen auf den zuvor gewählten Spots zu belassen. Pustekuchen! Nix da, Totenstille, ich habe sogar die Batterie meines Receivers überprüft.
Hätten wir doch zum Strand Moven sollen? Nu is zu spät nur noch eine Nacht bleibt uns. Wir grübeln noch einmal, was zu tun ist, Entscheiden uns dann für die harte
Tour. Wir haben vollstes Vertrauen in unsere Köder (Danke noch einmal an Mike D., echt ein Super Köder) und wollen diese für die nächsten 36 Stunden ohne weiteres
Füttern auf den Spots belassen. So vergehen die Stunden und wir verbringen die Zeit mit Quatschen und um mal wieder ein paar schöne Bilder der Natur zu schießen.

Allmählich bricht die letzte Nacht an und so machen wir uns nach einem leckeren Abendmahl wieder ins Zelt. Wir genehmigen uns noch ein Guten Whisky Quatschen relativ lange, bis ich dann zu Müde werde und meinen Weg ins Nimmerland finde. Gerade im Kampf mit Captain Hook, schrillt mein RX auf und reißt mich aus meinen Träumen. Es dauert keine zehn Sekunden und ich stehe Barfuß mit krummer Rute auf dem Steg. Voller Adrenalin, es ist ziemlich Windig und ich kann das Pfeifen meiner Sehne deutlich hören. Ein starker Wind bläst mir ins Gesicht. Da höre ich von rechts Rainer, der da fragt, und??? Ich habe keine Ahnung was ich ihm geantwortet habe, ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Mein gegenüber zieht kräftig aber langsam. Ich glaubte an einen guten Fisch. Rainer machte den Kescher klar und leuchtete mir mit seiner Funzel. Ca. 20 Meter vor uns durchbrach ein Großer Fisch die Wasseroberfläche und wir waren uns einig das es auf jeden Fall ein guter 30er sein musste. Aber so leicht wollte er den Kampf nicht beenden und so nahm er mir wieder einige Meter Schnur von meiner Ultegra XT und ging tief. Der Kampf wurde dann aber doch durch die Warriors entschieden und der Bursche glitt in die Maschen meines Keschers. „High Five Alter“ Und es Klatschte durch die Nacht! Erst jetzt sahen wir die Ausmaße des Schuppis und umso größer war die Freude!

Während wir den Fisch versorgten lief direkt die nächste Rute ab. Rainer nahm Kontakt auf und drillte den Fisch bis ich übernehmen konnte. Doppelpack, YES. Ein weiterer kleiner Schuppi gesellte sich dazu.

Jetzt konnte dann endlich der Dicke gewogen werden. Ich war außer mir, als ich sah was ich dort in der Wiegeschlinge hatte, die Waage blieb bei Exakt 23 Kilo stehen, neuer Personal Best und dann noch der allererste in der neuen Saison. Absolut Geil, unbeschreiblich.


Jetzt erst mal nen Kaffee und dann die Ruten wieder raus. Alles klappte absolut reibungslos, ich fand schnell die Marker und konnte die Montagen wieder Sauber auf die Spots ablegen. Endlich wieder im Schlafsack, dauerte es nicht lange, wieder lief die Rute auf 4 Metern ab, welche zuvor den Dicken Schuppi brachte. Endlich waren die Fische am Platz, die Taktik ging letztendlich doch auf und so landete ein schöner Runder Spiegler mit 14 Kilo im Kescher.


Da der Spiegler meinen Marker einsammelte und alles völlig vertüdelt war, entschied ich die Rute nicht mehr raus zu bringen, ich hätte den Spot wahrscheinlich eh nicht mehr gefunden. Die beiden anderen Ruten auf 6 Meter brachten dann auch keinen Fisch mehr und so konnten wir wenigstens doch noch 2 Stunden schlafen. Im Morgengrauen wurden dann gleich die Bilder gemacht denn wir mussten Zeitig die Heimreise antreten, weil an diesem Tag mein Job rief und ich einen wichtigen Termin hatte.




Schlussendlich muss ich sagen, es war die richtige Entscheidung die Spots noch einmal zu wechseln. Vielleicht aber hätten die tiefen Stellen auch noch Fisch gebracht, ich hatte ja auch einen Biss und Rainer konnte im tiefen die Brasse fangen. Wer weiß, hätt der Hund nicht geschissen… So hatte ich jedenfalls das Gefühl alles richtig gemacht zu haben.

Tight Lines
Danny
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